Christmas

25 Grad, der Geruch von brutzelndem Fleisch in der Luft, keine Wolke am Himmel. Ja, das muss wohl Weihnachten sein!

Nachdem es im Hostel bereits am 23. ein „Christmas-BBQ“ (für uns Europäer wohl ein widersprüchlicher Begriff) gab, hatte die Gruppe im Hostel, mit der ich so die meiste Zeit rumhänge, beschlossen, ganz weihnachtlich sich heftigst die Kante zu geben. „12 Pubs for Christmas“ war das christliche Motto des Abends und die Bande hat sich dann auch tatsächlich schon um 3 Uhr mittags am 24. Dezember, also dem Christmas Eve, versammelt und mit dem Trinken angefangen.

An dieser Stelle lässt sich kurz erklären, wie man hierzulande Weihnachten feiert. Es unterscheidet sich nämlich doch ein wenig von unserer „europäischen“ (?) Variante: so wird am 24. Dezember noch nicht das große Weihnachts-Fest gefeiert wie bei uns, sondern eher nett beisammen gesessen und vielleicht sogar dem Weihnachtsmann ein Gläschen Milch vor den Kamin gestellt, weil er sich in dieser Nacht dann durch den Kamin zwängt, um den mehr oder weniger braven Kindchen ihre Geschenke zu bringen. Am 25. Dezember, dem Christmas Day gibt es dann endlich die Geschenke und die ganz große Sause und am 26. Dezember, bekannt unter dem Namen „Boxing Day“, kann man wiederum munter seine ganzen Geschenke umtauschen oder das frisch geschenkt bekommene Geld investieren gehen, da an diesem Tag

gewaltige Schnäppchen angeboten werden. Alles also ein wenig anders als ich es sonst kenne(mal ganz davon abgesehen, dass man sämtliche Festlichkeiten hier in Flip-Flops und kurzen Klamotten betreibt).

Zurück also zu meiner diesjährigen Form des gemütlichen Beisammenseins. Ich entschied mich dagegen, gleich am Mittag mit dem Trinken anzufangen und schloss mich der Gruppe erst gegen Abend an, nachdem ich mir feierlich irgend ’ne olle Pizza zum Abendessen gegönnt hatte. Als ich mich dann zu den anderen gesellte, war die eine Hälfte wohl nicht mal mehr wirklich im Stande „Christmas“ zu buchstabieren und die andere Hälfte sowieso schon verloren oder sogar Heim gegangen, doch wir Verbliebenen besuchten noch ein, zwei andere Pubs und feierten dann so in den Christmas Day hinein. Nur einer hatte sich die Festlichkeiten sicherlich etwas anders vorgestellt: einer unserer wilden Iren beschloss spontan, seine eigene Party zu feiern, indem er betrunken in ein oberes Stockwerk eines Pubs einbrach, sich dort an einer Bar zu schaffen

machte und dann schließlich wohl vor lauter Freude mit den Spirituosen um sich geschmissen hatte, sodass die Besitzer auf ihn aufmerksam wurden. Sein Weihnachts-Geschenk für den Abend bestand dann aus einer Inhaftierung, der eine 200 Dollar Busse und ein 2-jähriges Aufenthaltsverbot für die Bar folgte.

Alkohol, Fast-Food und eine Festnahme. Meinem Heiligabend mangelte es an nichts.

Diesem überaus besinnlichen 24. Dezember folgte ein sehr angenehmer Christmas Day. Zuallererst beschloss ich spontan, die Kirche zu besuchen, um mir ein Bild von einem englischsprachigen Gottesdienst zu verschaffen. Abgesehen davon, dass ich einiges von dem, was wir da so gesungen haben, nicht so recht verstanden habe, fand ich es beachtlich, dass die Kirche modern mit einem Projektor für die Liedtexte eingerichtet war (peinlicher Höhepunkt diesmal war übrigens, als ich leicht übermüdet den Satz des Pfarrers „Now share the peace!“ im ersten Moment überhört hatte und recht verwirrt dreinguckte, als mir meine Nachbarn die Hand entgegen streckten und mir meinen Frieden wünschten. Ansonsten aber ein netter Brauch.). Gegen Mittag ging es dann mit vielen anderen aus dem Hostel zum Picknicken auf den hiesigen Berg Mount Victoria, wo wir einen herrlichen Ausblick auf Wellington genießen konnten. Danach schloss ich mich noch der Kanadierin Jamie an, den restlichen Tag am Strand zu verbringen. Das war dann wirklich die Krönung für dieses unwirkliche Weihnachts-Fest: im Meer zu baden, während die einzige

Sorge an diesem Tag war, dass man sich hoffentlich keinen Sonnenbrand fängt (was in Jamies Fall beispielsweise dann gegen Abend zur tiefroten Fehlschlag wurde).

Diese drei Feiertage wurden dann schließlich mit dem „Boxing Day“ abgerundet, an dem ich zuerst am Morgen eine nette Runde mit der Familie geskypet habe, dann mit ein paar Freunden die Schnäppchen in den Läden begutachtet habe (sparsam nichts gekauft) und schlussendlich mit Jamie und meinem Zimmergenossen Lee (junger Schwede) den Film „Wreck-it Ralph“ im Kino gesehen habe. Alles in allem hatte ich also ein paar sehr angenehme Tage, hätte ich mir viel schlimmer vorstellen können!

von lenstolz

Hinterlasse einen Kommentar